Um der „Hassorgie“ gegen die jüdische Gemeinschaft entgegenzuwirken, kündigte die österreichische Verfassungsministerin am Montag an, dass die Strategie des mitteleuropäischen Landes gegen Antisemitismus durch eine Reihe von Maßnahmen verstärkt werde, die sich auf das Internet konzentrieren.
Auf einer Pressekonferenz in Wien stellte Karoline Edtstadler ein Paket mit 15 Zielen zur Reduzierung antisemitischer Hetze im Internet vor. Dazu gehören der Einsatz von KI zur Erkennung und Bekämpfung antisemitischer Hassreden, eine medienübergreifende Kampagne zur Warnung vor den gefährlichen Folgen von Antisemitismus, die Ermöglichung einer strengeren Regulierung von Online-Plattformen durch die Österreichische Kommunikationsbehörde im Rahmen des österreichischen Digitaldienstegesetzes und Organisation eines vom Bundeskanzleramt geförderten Gipfeltreffens zur Bekämpfung von Antisemitismus im Internet unter Einbeziehung relevanter Akteure.
Edtstadler betonte bei der Beschreibung der Maßnahmen: „Das Internet ist kein Rechtsraum.“
Die Ankündigung des Ministers erfolgte weniger als eine Woche, nachdem die IKG, Österreichs jüdische Vertretungsorganisation, neue Daten veröffentlicht hatte, aus denen hervorgeht, dass 2023 das schlimmste Jahr für Antisemitismus in Österreich seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 2008 war.
Insgesamt wurden 1.147 Vorfälle gemeldet – ein Anstieg von 60 Prozent gegenüber den 719 Vorfällen im Vorjahr. Die überwiegende Mehrheit der Vorfälle im letzten Jahr ereignete sich nach dem Hamas-Pogrom im Süden Israels am 7. Oktober.
Edtstadler nahm an der Pressekonferenz am Montag auch an IKG-Präsident Oskar Deutsch, der die „unmittelbare Gefahr“, der die österreichischen Juden ausgesetzt seien, als „katastrophal“ bezeichnete. Nach Angaben des Institute for Jewish Policy Research (JPR), einer in London ansässigen Denkfabrik, leben etwas mehr als 10.000 Juden in Österreich.
Deutsch beklagte, dass Online-Straftäter in zu vielen Fällen einer Strafverfolgung entgingen, und argumentierte, dass „ein oder zwei Präzedenzfälle“ unterstreichen würden, dass „Antisemitismus kein Kavaliersdelikt ist“. Er forderte außerdem die Justiz auf, entsprechende Fälle mit größerer Dringlichkeit zu verfolgen.
Österreich hat 2021 seinen nationalen Aktionsplan zur Bekämpfung von Antisemitismus auf den Weg gebracht. Im vergangenen Jahr stellte ein vom österreichischen Parlament in Auftrag gegebener Bericht über antisemitische Einstellungen fest, dass 15 Prozent der Befragten „schwerwiegende“ antisemitische Einstellungen zeigten, klassische antisemitische Stereotypen befürworteten und die Wahrheit über den Holocaust leugneten Sie geben den Juden die Schuld an ihrer eigenen Verfolgung. Weitere 32 Prozent äußerten „latente“ Einstellungen, beispielsweise die Überzeugung, dass die Eliminierung Israels zu Frieden im Nahen Osten führen würde.