Am 7. Mai startete die Deutsche Marine ihre zweiter Indo-Pazifik-EinsatzZwei Schiffe, die Fregatte Baden-Württemberg und der Kriegsversorgungsschiff Frankfurt am Main, stechen zu einer Weltreise in See.
Der Einsatz ist ein weiterer Schritt Deutschlands, um sein Engagement in der Indo-Pazifik-Region zu verstärken und seine Verpflichtungen gegenüber seinen regionalen Partnern, darunter Indien, Malaysia, Südkorea und Japan, zu demonstrieren. Gleichzeitig versucht Deutschland, gute Beziehungen zu seinem wichtigen Handelspartner China aufrechtzuerhalten. Dies stellt für das Land einen schwierigen Balanceakt dar.
In den letzten Jahren haben die Spannungen im Indo-Pazifik zugenommen, insbesondere im maritimen Bereich. Konkurrierende Gebietsansprüche zwischen China, Taiwan, den Philippinen, Vietnam und Malaysia – vor allem im Südchinesischen Meer – besteht die Gefahr einer Eskalation und einer Bedrohung für Frieden und Stabilität.
Die zunehmenden Spannungen veranlassten die deutsche Marine dazu, ihre erster Einsatz im Indo-Pazifik im Jahr 2021. Die Fregatte Bayern stach in See in Richtung Indo-Pazifik, das erste Mal seit fast zwei Jahrzehnten, dass ein deutsches Kriegsschiff die Region befuhr. inbegriffen Pakistan, Australien, Guam, Japan, Südkorea, Singapur, Vietnam, Sri Lanka und Indien.
Die Partner begrüßten die Tour, aber es wurde auch deutlich, dass das deutsche Verteidigungsengagement in der Region GrenzenWährend der gesamten Reise versuchte Deutschland einen diplomatischen Balanceakt. Es versuchte, seinen Partnern seine Bereitschaft zu einem stärkeren Engagement im Indo-Pazifik zu signalisieren, und signalisierte Peking gleichzeitig, dass es bei seiner Mission nicht um eine Konfrontation mit China ginge.
Die Bayern um einen Zwischenstopp in Shanghai gebeten, ein Signal der deutschen Marine, dass die Mission nicht als gegen China gerichtet verstanden werden dürfe. Dies führte bei Beobachtern in Japan und Australien zu einiger Irritation. Der gewünschte Hafenanlauf wurde von chinesischen Stellen jedoch abgelehnt.
Abgesehen davon war der FC Bayern vorsichtig nichts zu tun, was zu Spannungen mit China führen könnte. Während die Fregatte das Südchinesische Meer durchquerte, blieb sie auf internationalen Schifffahrtsrouten und führte keine militärischen Übungen (Übungen oder Proben vorgeschriebener Bewegungen) durch. Nach internationalem RechtKriegsschiffe haben das Recht auf „friedliche Durchfahrt“ durch die Hoheitsgewässer anderer Länder. Auf hoher See (Gewässer, die nicht unter die Gerichtsbarkeit eines Landes fallen) dürfen Schiffe jedoch militärische Übungen durchführen. Man könnte daher argumentieren, dass die Reise der Bayern chinesische Gebietsansprüche im Südchinesischen Meer anerkannte.
Geografisch mag es weit entfernt sein, aber der Indo-Pazifik ist eng mit der deutschen Wirtschaft verflochten. Deutschland ist die drittgrößte Exportnation der Welt und der Indo-Pazifik ist ein globaler Handelsknotenpunkt, Heimat von neun der zehn größten Häfen der Welt. Wasserstraßen wie das Südchinesische Meer und die Straße von Malakka sind für die Weltwirtschaft von entscheidender Bedeutung. China ist Deutschlands wichtigster Handelspartnerund positive Beziehungen zwischen den beiden Ländern sind für die deutsche Industrie von entscheidender Bedeutung.
Aufgrund seiner wirtschaftlichen Verflechtung mit der Region hat Deutschland ein starkes Interesse an einem stabilen Indo-Pazifik, in dem die Freiheit der Schifffahrt gewahrt bleibt. In den letzten Jahren haben deutsche Politiker der Region mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Im Jahr 2020 veröffentlichte das Land seine politische Leitlinien für den Indo-Pazifikdie dort die Interessen Deutschlands definierten. Viele dieser Interessen beziehen sich auf die wirtschaftlichen Interessen Deutschlands, wie etwa die Aufrechterhaltung offener Märkte und des freien Handels sowie offener Schifffahrtsregeln. Die Leitlinien sprechen auch von globalen Herausforderungen, wie etwa veränderten geopolitischen Dynamiken, Klimawandel, digitaler Transformation und dem Zugang zu faktenbasierten Informationen.
Neben dem Beitrag zu Frieden und Stabilität in der Region möchte Deutschland seine Beziehungen im Indo-Pazifik diversifizieren und vertiefen. Im Jahr 2023 veröffentlichte Deutschland seinen ersten Nationale Sicherheitsstrategiein dem bekräftigt wurde, dass der Indo-Pazifik „für Deutschland und Europa weiterhin von besonderer Bedeutung“ sei.
Gleichzeitig ist der Ton der deutschen Regierung gegenüber China härter geworden, wie aus Deutschlands China-Strategie 2023. Das Dokument erkennt an, dass sich China unter Xi Jinping enorm verändert hat und nun deutsche Interessen in Frage stellt. So hat Peking beispielsweise Prinzipien des Völkerrechts in Frage gestellt, etwa durch ignorierend das Urteil eines internationalen Tribunals zum Südchinesischen Meer, das die meisten Gebietsansprüche Chinas zurückwies. China hat sich auch an wirtschaftlicher Zwang gegen die Partner Deutschlands, darunter EU-Mitgliedsstaaten wie Litauen.
Doch was konkrete Maßnahmen angeht, bleibt die Strategie vage. Deutschland will seine Beziehungen zu China nicht abbrechen, vor allem nicht auf der wirtschaftlichen Seite. Gleichzeitig versucht Berlin, die Beziehungen zu anderen Ländern der Region zu stärken, um seine wirtschaftlichen Abhängigkeiten zu diversifizieren.
Ein Konflikt im Indo-Pazifik würde der deutschen Wirtschaft schweren Schaden zufügen. Zudem brächte er Deutschland in eine schwierige Lage, da die USA und andere Partner in der Region wahrscheinlich irgendeine Form von Unterstützung aus Berlin erwarten würden. Um die Stabilität in der Region zu unterstützen, verstärkt Deutschland seine Präsenz mit einem zweiten Einsatz.
Von Mai bis Dezember sind zwei Schiffe im Indo-Pazifik unterwegs und werden dort an mehreren Militärübungen teilnehmen – darunter auch an der US-geführten „RIMPAC 2024”, die größte maritime Übung der Welt. Für einige Monate werden die Schiffe auch beigetreten von Flugzeugen der deutschen Luftwaffe. Gemeinsam mit Luftstreitkräften aus Europa und dem Indo-Pazifik wird die deutsche Luftwaffe an einer Reihe gemeinsamer Übungen teilnehmen, die „Pazifikhimmel 24.“ Geplante Anlaufstellen der Tour enthalten Japan, Südkorea, Indonesien, Malaysia, Singapur und Indien.
Mit diesem Einsatz will Deutschland seinen indopazifischen Partnern signalisieren, dass es sie nicht vergessen hat, obwohl es sich auf die Unterstützung der Ukraine gegen die russische Invasion konzentriert. Dies ist besonders wichtig, da einige regionale Partner wie Japan ebenfalls gezeigt erhebliche Unterstützung für die Ukraine.
Der erste Einsatz im Indo-Pazifik wurde von den Partnern begrüßt, und der aktuelle Einsatz wird auch die Beziehungen Deutschlands zu den Ländern in der Region stärken. Die Reise könnte möglicherweise nicht nur die diplomatischen, sondern auch die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und seinen Partnern stärken und so zum Ziel Deutschlands beitragen, die wirtschaftlichen Beziehungen zur Region zu diversifizieren.
Ein anderer erklärtes Ziel Ziel der Reise ist die Sicherung von See- und Handelswegen. Die genaue Planung der Tour steht noch nicht fest. Die Schiffe planen eine Durchquerung des Südchinesischen Meeres, auch eine Durchfahrt durch die Taiwanstraße wird in Erwägung gezogen. Ob es jedoch zu einer solchen Durchfahrt kommt, wird entschieden kurz vorher, abhängig von politischen Erwägungen und dem Stand der chinesisch-deutschen Beziehungen. China könnte eine Durchfahrt durch die Taiwanstraße als Provokation auffassen.
Mit dem diesjährigen Einsatz im Indo-Pazifik will Deutschland seinen dortigen Partnern zeigen, dass es auch weiterhin in der Region präsent sein wird. Beobachter sollten von dieser Reise allerdings nichts allzu Dramatisches erwarten, etwa dass die deutsche Marine chinesische Gebietsansprüche aktiv infrage stellt. Deutschland wird weiterhin versuchen, seine Beziehungen zu China zu schützen. Es ist unwahrscheinlich, dass die Baden-Württemberg oder die Frankfurt am Main auf ihrer Tour umstrittene Gewässer durchqueren werden, sei es das Südchinesische Meer oder anderswo. Während sich die beiden Schiffe vorerst die Option offen halten, durch die Taiwanstraße zu fahren, sollten Beobachter nicht überrascht sein, wenn diese Durchfahrt nicht stattfindet.
Mit diesem zweiten Einsatz wird Deutschland seinen anspruchsvollen Balanceakt im Indopazifik fortsetzen.