BERLIN (Reuters) – Deutschland hat einen Europäischen Haftbefehl gegen einen ukrainischen Tauchlehrer erlassen, der mutmaßlich Teil eines Teams war, das die Nord Stream-Gaspipelines sprengte. Dies geht aus einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht dreier deutscher Medien hervor.
Deutsche Ermittler gehen davon aus, dass der Mann, der zuletzt in Polen lebte, zu den Tauchern gehörte, die im September 2022 Sprengsätze an Pipelines platzierten, die unter der Ostsee von Russland nach Deutschland verlaufen, berichteten die Zeitungen SZ und Die Zeit sowie die ARD unter Berufung auf ungenannte Quellen.
Die deutsche Generalbundesanwaltschaft lehnte einen Kommentar zu dem Bericht ab.
Deutschland habe Polen im Juni aufgefordert, den Mann festzunehmen, hieß es in dem Bericht.
Von der polnischen Staatsanwaltschaft gab es zunächst keinen Kommentar zu der Angelegenheit.
Am Mittwoch berichtete das Nachrichtenmagazin „Spiegel“ unter Berufung auf Sicherheitsquellen, dass der Verdächtige Polen inzwischen verlassen haben soll.
Ein weiterer Mann und eine Frau – ebenfalls ukrainische Tauchlehrer – wurden im Zuge der deutschen Ermittlungen zu dem mutmaßlichen Sabotageakt identifiziert, bislang liegt jedoch kein Haftbefehl gegen sie vor, berichten SZ, Zeit und ARD.
Es bleibt ein Rätsel, wer hinter den Explosionen steckt, die drei von vier Pipelines zerstörten, die nach der Invasion Moskaus in die Ukraine im Februar 2022 zu einem umstrittenen Symbol der deutschen Abhängigkeit von russischem Gas wurden.
Russland und der Westen haben sich gegenseitig beschuldigt, hinter den Anschlägen zu stecken. Beide Seiten haben ihre Beteiligung bestritten und niemand hat die Verantwortung übernommen.
Eine schwedische Untersuchung ergab an mehreren am Explosionsort geborgenen Objekten Sprengstoffspuren, was bestätigt, dass es sich bei den Explosionen um vorsätzliche Taten handelte.
Im Januar 2023 durchsuchte Deutschland ein Schiff, das seiner Aussage nach möglicherweise zum Transport von Sprengstoff eingesetzt wurde, und teilte den Vereinten Nationen mit, dass ausgebildete Taucher seiner Ansicht nach in etwa 70 bis 80 Metern Tiefe Vorrichtungen an den Pipelines angebracht haben könnten.