Einer führenden medizinischen Fachzeitschrift zufolge sind Sehkraftverlust und ein hoher Cholesterinspiegel zwei neue Risikofaktoren, die als frühe Anzeichen für Demenz identifiziert wurden.
In einer umfassenden Übersichtsarbeit mit Metaanalysen von mehreren Millionen Teilnehmern listet die Lancet-Kommission für Demenz 2024 14 veränderbare Risikofaktoren für Demenz auf. Die meisten davon sind bereits bekannt, wie etwa Rauchen, Diabetes, übermäßiger Alkoholkonsum und soziale Isolation, aber unbehandelter Sehverlust und hoher Cholesterinspiegel waren bisher unbekannte Risikofaktoren.
Angesichts der steigenden Zahl älterer Menschen prognostiziert die Alzheimer Society of Canada, dass bis 2030 fast eine Million Kanadier an Demenz leiden werden. Weltweit dürften bis 2050 153 Millionen Menschen an Demenz leiden – mehr als doppelt so viele wie 2019, berichtet die Kommission.
Eine Überalterung der Bevölkerung sei unvermeidbar, Demenz jedoch nicht: Fast die Hälfte aller Demenzfälle weltweit könnte durch die Beseitigung dieser 14 Risikofaktoren potenziell verhindert werden, schreibt die Kommission.
Diese Botschaft wird von Dr. Samir Sinha, dem Leiter der Geriatrie am Mount Sinai, betont. Er erklärt gegenüber CTV Your Morning, dass Menschen ihren Lebensstil ändern können, um Demenz vorzubeugen oder sie hinauszuzögern. Dass Sehverlust als Risikofaktor hinzugekommen ist, sei nicht überraschend, sagt er, da auch Hörverlust – eine weitere Sinnesbeeinträchtigung – mit Demenz in Verbindung gebracht wurde.
„Wenn Sie Ihre Sinne nicht gut pflegen und Herausforderungen damit nicht bewältigen, verringert sich tatsächlich der sensorische Input an unser Gehirn. [and] „Wir bekommen nicht die Informationen, die unser Gehirn braucht“, erklärt er.
Was die Vorbeugung und Behandlung betrifft, kann die Behandlung des Grauen Stars dazu beitragen, das Demenzrisiko zu senken, heißt es in der Lancet-Studie. Laut einer der im Bericht zitierten Studien haben Menschen ab 65 Jahren, die sich einer Kataraktoperation unterzogen haben, ein um etwa 30 Prozent geringeres Demenzrisiko als ältere Erwachsene mit Grauem Star, die sich keiner Operation zur Korrektur ihrer Sehkraft unterzogen haben.
Gleichzeitig könne die Behandlung eines hohen Cholesterinspiegels – etwa durch regelmäßige Bewegung – auch dabei helfen, Verstopfungen der Arterien im Gehirn vorzubeugen, die zu Demenz führen können, fügt Sinha hinzu.
„Ein gesundes Herz sorgt für ein gesundes Gehirn“, sagt er und fügt hinzu, dass das nicht bedeutet, dass Sie Marathon laufen oder Gewichte stemmen müssen. „Das kann schon ein täglicher Spaziergang von etwa 30 Minuten sein.“
Viele der in der Studie genannten Risikofaktoren, wie Luftverschmutzung und mangelnde Bildung, erfordern jedoch auch Maßnahmen des öffentlichen Gesundheitswesens und keine individuellen Anpassungen. Einige Faktoren sind zudem schwieriger zu beseitigen: Genetik und hohes Alter bleiben die größten Risikofaktoren für die Entwicklung von Demenz.
Obwohl die Grundversorgung bei der Diagnose und Behandlung von Demenz eine wichtige Rolle spielt, haben mehr als sechs Millionen Kanadier keinen Hausarzt. Um die Ergebnisse dieser Untersuchung wirksam einsetzen zu können, sind daher auch systemische Veränderungen im kanadischen Gesundheitswesen erforderlich, sagt Sinha.
„Das ist die Herausforderung. Wir haben nicht nur einen Mangel an Hausärzten, sondern auch an Spezialisten wie Geriatern oder Neurologen“, sagt er. „Wir müssen dafür sorgen, dass mehr Menschen Zugang zu dieser Versorgung haben, damit Dinge wie die Kontrolle des Cholesterinspiegels von einem Fachmann erledigt werden können. Das ist schwer allein zu schaffen.“