Schwedische Beamte haben den Iran beschuldigt, einen Cyberangriff orchestriert zu haben, bei dem Tausende von Textnachrichten an Personen in Schweden gesendet wurden, in denen zu Vergeltungsmaßnahmen gegen diejenigen aufgerufen wurde, die 2023 den Koran verbrannten. Laut dem leitenden Staatsanwalt Mats Ljungqvist ergab die vorläufige Untersuchung des schwedischen Inlandsgeheimdienstes SAPO, dass der iranische Staat durch das Korps der Islamischen Revolutionsgarde (IRGC) für den Datendiebstahl bei einem schwedischen Unternehmen verantwortlich war, das einen großen SMS-Dienst betreibt. Die vorläufige Untersuchung wurde eingestellt, aber Ljungqvist merkte an, dass dies nicht bedeutet, dass die mutmaßlichen Hacker vollständig entlastet sind und die Untersuchung in Zukunft wieder aufgenommen werden könnte. Die auf Schwedisch gesendeten Textnachrichten wurden einer Gruppe namens „Anzu-Team“ zugeschrieben und enthielten Drohungen gegen diejenigen, die den Koran entweihten, wobei Schweden als „Dämonen“ bezeichnet wurden. Die Proteste, bei denen der Koran verbrannt wurde, fanden unter dem Schutz des schwedischen Gesetzes zur Meinungsfreiheit statt, obwohl sie eine Kluft zwischen dem Bekenntnis des Landes zur Meinungsfreiheit und dem Respekt gegenüber religiösen Minderheiten verursachten. Die Vorfälle hatten Schwedens Beitrittsbewerbung zur NATO zeitweise erschwert, da die Türkei und ihr Präsident Recep Tayyip Erdogan den Beitritt unter Berufung auf antitürkische und antiislamische Proteste in Stockholm blockiert hatten. Im März wurde Schweden jedoch schließlich NATO-Mitglied. Der oberste Führer des Iran, Ayatollah Ali Khamenei, hatte zuvor eine Erklärung veröffentlicht, in der er die Entweihung des Korans in Schweden verurteilte und sagte, diese habe in muslimischen Nationen „Gefühle von Hass und Feindschaft“ gegenüber den Verantwortlichen und ihren Regierungen hervorgerufen. Der operative Leiter der SAPO, Fredrik Hallström, beschuldigte ausländische Mächte, Schwachstellen auszunutzen und aggressiver vorzugehen, ohne dabei ein Land namentlich zu nennen. Wie in vielen westlichen Ländern gibt es in Schweden keine Blasphemiegesetze und es gibt kein spezifisches Gesetz, das das Verbrennen oder die Schändung religiöser Texte verbietet. Im Mai hatte der schwedische Inlandsgeheimdienst den Iran zudem beschuldigt, in Schweden etablierte kriminelle Netzwerke zu nutzen, um israelische oder jüdische Interessen im Land anzugreifen.