Halbaquatische Echsen wie der Wasseranolis (Anolis aquaticus) besitzen die einzigartige Fähigkeit, längere Zeit unter Wasser zu bleiben, indem sie eine Luftblase um ihre Schnauze bilden. Dieses Verhalten wurde erstmals 2018 beobachtet und nun bei 18 weiteren Anolisarten bestätigt. Die Luftblase hilft den Echsen beim Atmen unter Wasser und ermöglicht es ihnen, sich länger vor Raubtieren zu verstecken. Forscher haben kürzlich entdeckt, dass diese Blase nicht nur ein Nebeneffekt ihrer wasserabweisenden Haut ist, sondern eine wesentliche Rolle für ihr Überleben spielt.
Luftblasen verlängern die Tauchzeiten
In einer Studie unter der Leitung von Lindsey Swierk, Assistenzprofessorin für Biowissenschaften an der Binghamton University, wurden 28 Wasseranolis beobachtet, um zu bestimmen, wie lange sie mit und ohne Luftblase unter Wasser bleiben konnten. Die Ergebnisse zeigten, dass Anolis mit Luftblase 32 % länger unter Wasser bleiben konnten als solche ohne. Diese zusätzliche Zeit unter Wasser hilft ihnen, Raubtieren in ihrem natürlichen Lebensraum in der Nähe von Flussufern in Costa Rica und Panama zu entgehen.
So funktioniert die Luftblase
Wasseranolis produzieren die Blase durch Ausatmen, die dann durch ihre wasserabweisende Haut an Ort und Stelle gehalten wird. Beim Tauchen dehnt sich die Blase aus und zieht sich wieder zusammen, wodurch die Echse Sauerstoff neu verteilen kann und längere Tauchgänge möglich sind. Der längste aufgezeichnete Tauchgang eines unveränderten Anolis während der Studie dauerte über fünf Minuten. Anolis, deren Haut behandelt wurde, um die Bildung der Blase zu verhindern, hatten jedoch kürzere Tauchzeiten.
Zukünftige Forschung zur Blasenatmung
Swierk vermutet, dass der Unterschied in den Tauchzeiten noch ausgeprägter gewesen wäre, wenn die Studie in freier Wildbahn durchgeführt worden wäre, da der Druck durch echte Raubtiere die Echsen dazu bringen könnte, noch länger unter Wasser zu bleiben. Das Forschungsteam möchte nun untersuchen, ob die Blasen als „physische Kiemen“ dienen, ähnlich wie Schwimmkäfer eingeschlossene Luft nutzen, um ihren Sauerstoffvorrat aufzufüllen.