Einer Gruppe uigurischer Flüchtlinge, die über ein Jahrzehnt lang in thailändischen Gefängnissen festgehalten wurden, droht nun die unmittelbare Gefahr der Abschiebung nach China, einem Staat, der für seine Misshandlungen gegen uigurische Muslime bekannt ist. Angesichts der drohenden Abschiebung befindet sich die internationale Gemeinschaft an einem Scheideweg. Das Schicksal dieser 48 Männer ist zu einem Lackmustest für die Menschenrechte in Südostasien geworden, mit weitreichenden Auswirkungen, die über die Grenzen Thailands und Chinas hinausgehen. Im Zentrum dieser Krise steht eine grundlegende Frage: Wird die Welt zusehen, wie diese Menschen zurückgeschickt werden, um mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Verfolgung zu erleiden, oder wird sie sich erheben, um die Grundsätze der Menschenwürde und Gerechtigkeit aufrechtzuerhalten?
Die Dringlichkeit dieser Situation kann nicht genug betont werden. Die jüngsten Entwicklungen haben Schockwellen in der uigurischen Diaspora und bei Menschenrechtsorganisationen weltweit ausgelöst. Am 10. Januar traten die inhaftierten Uiguren in einen verzweifelten Hungerstreik, nachdem ihnen Formulare zur „freiwilligen Rückkehr“ vorgelegt worden waren, ein kaum verhüllter Auftakt zur erzwungenen Rückführung. Ihre Bitte, festgehalten in einem Brief, den internationale Medien erhalten habenEr ist herzzerreißend: „Uns könnte eine Gefängnisstrafe drohen und wir könnten sogar unser Leben verlieren.“ Wir appellieren dringend an alle internationalen Organisationen und Länder, die sich mit Menschenrechten befassen, sofort einzugreifen, um uns vor diesem tragischen Schicksal zu bewahren, bevor es zu spät ist.“
Diese Krise stellt eine besonders gravierende Herausforderung für Malaysia dar, das im Januar 2025 den Vorsitz der ASEAN übernommen hat. Als eine Nation mit muslimischer Mehrheit, die sich seit jeher für unterdrückte muslimische Gemeinschaften weltweit einsetzt, befindet sich Malaysia in einer einzigartigen Position, eine regionale Reaktion darauf anzuführen dieser humanitären Notlage. Premierminister Anwar Ibrahim, der seit langem für sein Engagement für Gerechtigkeit und Menschenrechte bekannt ist, steht nun vor einem entscheidenden Moment in seiner Amtszeit.
Uiguren sind weder im Inland noch im Ausland sicher
In den letzten Jahren hat die chinesische Regierung etwas ins Leben gerufen, das viele internationale Beobachter als „…“ bezeichnen Völkermord an den Uiguren. Die Repression reicht weit über die Konzentrationslager hinaus. Uiguren leben in ihrem Heimatland unter ständiger Überwachung, jede ihrer Bewegungen wird von einem dichten Netzwerk aus Kameras und Polizeikontrollpunkten überwacht. Religiöse Praktiken, vom Bartwachsen bis zum Geben bestimmter Namen für Kinder, wurden verboten oder stark eingeschränkt. Die uigurische Sprache wurde in Schulen an den Rand gedrängt und religiöse Stätten wurden systematisch zerstört oder zweckentfremdet. Vor diesem Hintergrund der zunehmenden Verfolgung trafen einige Uiguren die herzzerreißende Entscheidung, aus ihrer Heimat zu fliehen. Die Reise war voller Gefahren, da Chinas Einfluss weit über seine Grenzen hinausreicht. Uiguren, die fliehen wollen, sind der ständigen Gefahr ausgesetzt, auf Druck Pekings zurückgeschickt zu werden.
Für die 48 in Thailand inhaftierten Männer kam ihr Streben nach Freiheit im Jahr 2014 abrupt zum Erliegen. Die thailändischen Behörden nahmen sie nahe der malaysischen Grenze fest, als Teil einer größeren Gruppe von über 350 Uiguren, die versuchten, die Türkei zu erreichen – ein Land mit starken kulturellen Bindungen zu diesem Land das uigurische Volk und eine gastfreundlichere Politik ihnen gegenüber. Die Jahre seit ihrer Inhaftierung waren von unvorstellbarer Härte geprägt. Diese Männer sind in überfüllten Zellen im berüchtigten Immigration Detention Center (IDC) in Bangkok eingesperrt und haben Bedingungen ertragen, die Menschenrechtsorganisationen als „unmenschlich.“ Der Mangel an ausreichender Nahrung, schlechte sanitäre Einrichtungen und der eingeschränkte Zugang zu medizinischer Versorgung haben ihre körperliche und geistige Gesundheit stark beeinträchtigt. Fünf Häftlinge, darunter zwei Kinder, haben starb in der Haft im letzten Jahrzehnt.
Die drohende Abschiebung ist keine abstrakte Angst. Im Jahr 2015, Thailand zwangsweise 109 Uiguren zurückgeschickt nach China, ein Schritt, der internationale Kritik hervorrief. Das Schicksal der Abgeschobenen bleibt weitgehend unbekannt, obwohl über das Netzwerk der uigurischen Diaspora Berichte über lange Haftstrafen und Fälle von Verschwindenlassen herausgefiltert wurden. Diese Abschiebungsgeschichte wirft einen langen Schatten auf die aktuelle Krise. Die jüngsten Maßnahmen der thailändischen Regierung, die Vorlage von Formularen zur „freiwilligen Rückkehr“ und Berichten zufolge das Fotografieren der Inhaftierten, spiegeln die Ereignisse wider, die den Abschiebungen im Jahr 2015 vorausgingen. Diese Entwicklungen haben bei Menschenrechtsorganisationen und uigurischen Interessengruppen weltweit die Alarmglocken schrillen lassen, da die Unterdrückung der Uiguren in China in den letzten zehn Jahren nur noch schlimmer geworden ist.
Die mögliche Abschiebung dieser 48 Männer wäre nicht nur eine Tragödie für die betroffenen Personen und ihre Familien, sondern würde auch einen gefährlichen Präzedenzfall im Völkerrecht darstellen. Der in der Flüchtlingskonvention von 1951 verankerte Grundsatz der Nichtzurückweisung verbietet Staaten die Rückführung von Personen in Länder, in denen ihnen tatsächlich Verfolgung, Folter oder andere schwere Menschenrechtsverletzungen drohen. Obwohl Thailand kein Unterzeichnerstaat der Flüchtlingskonvention ist, ist es an das Völkergewohnheitsrecht und andere Menschenrechtsverträge gebunden, die den Grundsatz der Nichtzurückweisung beinhalten. Darüber hinaus verfügt Thailand über eigene Gesetze gegen Folter und Verschwindenlassen, gegen die eine Rückführung von Uiguren nach China verstoßen würde.
Die Rolle Chinas in diesem sich entfaltenden Drama kann nicht übersehen werden. Peking hat Länder in Südostasien und darüber hinaus immer wieder unter Druck gesetzt, Uiguren zurückzugeben, und stellt diese Personen oft als Extremisten dar, ohne Beweise vorzulegen. Dieser Druck ist Teil einer umfassenderen Strategie, um die Erzählung rund um das Heimatland der Uiguren zu kontrollieren und zu verhindern, dass Uiguren ihre Erfahrungen mit der Außenwelt teilen.
Wird Malaysia führen?
Angesichts dieser Krise richten sich alle Augen auf Malaysia und ASEAN. Als derzeitiger Vorsitzender des Regionalblocks ist Malaysia in der einzigartigen Position, eine koordinierte Reaktion auf die Bedrohung zu leiten, der die uigurischen Häftlinge in Thailand ausgesetzt sind. Anwar, der sich seit langem als Verfechter der Menschenrechte und der muslimischen Solidarität positioniert, steht nun vor einer kritischen Prüfung seiner Führung. Für Malaysia steht viel auf dem Spiel. Wie es auf diese Krise reagiert, wird sich nicht nur auf das Leben der 48 uigurischen Männer in Thailand auswirken, sondern auch den Ton für seinen ASEAN-Vorsitz und seine umfassendere Rolle auf der internationalen Bühne bestimmen. Eine starke Haltung zur Verteidigung der Uiguren würde Malaysias Engagement für die Menschenrechte bekräftigen und möglicherweise andere Nationen zu ähnlichen Maßnahmen inspirieren.
Malaysias muslimische Identität fügt seiner Rolle in dieser Krise eine weitere Ebene der Verantwortung hinzu. Als eines der bekanntesten Länder mit muslimischer Mehrheit in Südostasien hat sich Malaysia oft gegen die Verfolgung muslimischer Gemeinschaften auf der ganzen Welt ausgesprochen. Die Notlage der Uiguren, einer muslimischen Minderheit, die religiöser und kultureller Unterdrückung ausgesetzt ist, stellt einen klaren moralischen Imperativ für die malaysische Führung dar.
Allerdings ist der weitere Weg nicht ohne Herausforderungen. Malaysia muss, wie viele andere Länder in der Region, seine Menschenrechtsverpflichtungen mit seinen wirtschaftlichen und diplomatischen Beziehungen zu China in Einklang bringen. Pekings wirtschaftlicher Einfluss in Südostasien ist beträchtlich, und jede als konfrontativ empfundene Aktion könnte erhebliche Auswirkungen haben. Doch gerade in solchen schwierigen Momenten zeigt sich wahre Führung. Anwar hat die Gelegenheit zu zeigen, dass Prinzipien über Zweckmäßigkeit triumphieren können und dass die Verteidigung der Menschenrechte nicht nur eine rhetorische Floskel, sondern ein Eckpfeiler der malaysischen Außenpolitik ist.
Die Reaktion auf diese Krise muss vielfältig sein. Zuallererst sollte Malaysia seine Position als ASEAN-Vorsitzender nutzen, um eine Dringlichkeitssitzung des Blocks einzuberufen, um sich mit der drohenden Abschiebung zu befassen. Dieses Treffen sollte zu einer starken, einheitlichen Erklärung führen, in der jegliche erzwungene Rückführung von Uiguren nach China verurteilt und Thailand aufgefordert wird, seinen internationalen Verpflichtungen nachzukommen. Malaysia und ASEAN sollten sich mit Thailand auf hoher Ebene diplomatisch engagieren und Unterstützung und Ressourcen anbieten, um alternative Lösungen für die inhaftierten Uiguren zu finden. Dies könnte die Zusammenarbeit mit internationalen Organisationen wie dem Hohen Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen (UNHCR) beinhalten, um die Umsiedlung in Drittländer zu erleichtern, die bereit sind, uigurische Flüchtlinge aufzunehmen.
Trotz jahrelanger internationaler Proteste und Empfehlungen der Nationalen Menschenrechtskommission Thailands zur Freilassung und Umsiedlung der Häftlinge haben die thailändischen Behörden nichts unternommen. Auch das UNHCR zögert aufgrund des bösartigen Drucks Chinas, Hilfe zu leisten und weigert sich, diesen Uiguren den Flüchtlingsstatus zu gewähren. Diese Untätigkeit untergräbt die sehr internationalen Garantien, die zum Schutz schutzbedürftiger Personen gedacht sind, wie die Konvention gegen Folter und das thailändische Anti-Folter-Gesetz – rechtliche Rahmenbedingungen, die solche Gräueltaten verhindern sollen. Doch diese Schutzmaßnahmen wurden ignoriert, sodass die uigurischen Häftlinge einem ungewissen und gefährlichen Schicksal überlassen wurden. Die Welt muss diese schwere Ungerechtigkeit erkennen und entschlossen handeln, um ihre Umsiedlung in ein Drittland sicherzustellen, wo sie Sicherheit und Würde finden können.
Die Vereinten Nationen, insbesondere das Amt des Hohen Kommissars für Menschenrechte, müssen eine aktivere Rolle bei der Überwachung der Situation und beim Eintreten für die Rechte der inhaftierten Uiguren übernehmen. Länder mit etablierten Neuansiedlungsprogrammen für Flüchtlinge, darunter die Vereinigten Staaten, Kanada und Australien, müssen die Bearbeitung von Uigurenfällen beschleunigen, um ihnen eine Chance auf eine sichere Zukunft zu bieten. Darüber hinaus müssen zivilgesellschaftliche Organisationen und Medien dieses Thema verstärken und dafür sorgen, dass es im Fokus der Öffentlichkeit bleibt. Durch die Bereitstellung von Plattformen für uigurische Stimmen und die Aufdeckung der Ungerechtigkeiten, mit denen sie konfrontiert sind, kann öffentlicher Druck erzeugt werden, um Regierungen und internationale Gremien zu sinnvollen Maßnahmen zu zwingen. Nur durch gemeinsame und nachhaltige Bemühungen können weitere Verstöße verhindert und Gerechtigkeit für diese verfolgten Personen gewährleistet werden.
Die uigurische Diaspora appelliert dringend an die internationale Gemeinschaft, Druck auf die thailändische Regierung auszuüben und unverzüglich Maßnahmen zu ergreifen, um die Abschiebung uigurischer Muslime nach China zu stoppen. Die thailändische Regierung muss ihre Abschiebungspläne stoppen, dem UNHCR sofortigen Zugang zu den Häftlingen gewähren und ihre eigenen Anti-Folter-Gesetze umsetzen, um die Menschenrechte und internationalen Verpflichtungen zu wahren. Das UNHCR muss dieser Krise Priorität einräumen, aktiv mit den thailändischen Behörden zusammenarbeiten und sein Mandat nutzen, um die Umsiedlung der Häftlinge in Drittländer zu erleichtern. Darüber hinaus muss die internationale Gemeinschaft diplomatischen Druck auf Thailand ausüben, Umsiedlungsmöglichkeiten für die uigurischen Flüchtlinge anbieten und China für seine grenzüberschreitende Unterdrückung zur Verantwortung ziehen.
Während eine Gruppe von UN-Sonderberichterstattern eine Stellungnahme abgegeben Die Aufforderung an die thailändische Regierung, uigurische Flüchtlinge nicht nach China abzuschieben, wo sie großen Gefahren ausgesetzt sind, reicht nicht aus. Menschenrechtsorganisationen auf der ganzen Welt befassen sich mit dieser Krise, aber die Anstrengungen müssen verstärkt werden. Muslimische zivilgesellschaftliche Gruppen, insbesondere in Malaysia, haben eine moralische Verpflichtung, Maßnahmen zu ergreifen. Malaysische muslimische Organisationen und Gemeinschaften müssen sich zusammenschließen und unermüdlich dafür eintreten und Druck auf ihre Regierung ausüben, einzugreifen und diese humanitäre Tragödie zu verhindern. Dabei geht es nicht nur um die Notlage der uigurischen Flüchtlinge; Es geht darum, die Gerechtigkeit aufrechtzuerhalten, die Menschenwürde zu verteidigen und sich gegen Unterdrückung zu wehren. Um internationalen Druck zu mobilisieren, sind Solidarität, entschlossenes Handeln und das unerschütterliche Engagement der Zivilgesellschaften erforderlich, um diese gefährdeten Personen vor Verfolgung zu schützen.
Weltweit werden Anstrengungen unternommen, um auf die in Thailand inhaftierten uigurischen Flüchtlinge aufmerksam zu machen und internationale Organisationen zum Handeln zu drängen. Der neu ernannte US-Außenminister Marco Rubio hat forderte die thailändische Regierung öffentlich auf Pläne zur Abschiebung dieser Flüchtlinge aufzugeben und die schreckliche Behandlung hervorzuheben, die ihnen in China widerfahren würde, einschließlich Folter, Inhaftierung, Verschwindenlassen und sogar Tod. Parlamentarier aus aller Welt haben auch Thailands Vorgehen verurteilt und das Land aufgefordert, seinen humanitären Verpflichtungen nachzukommen.
Der globale Aufschrei wird immer lauter, aber er muss noch lauter werden. Das Schicksal dieser Uiguren liegt in den Händen von Regierungen, Organisationen und Einzelpersonen, die mit Dringlichkeit und Entschlossenheit handeln müssen. Ihr Leben hängt von gemeinsamen Aktionen ab, und Scheitern ist keine Option.